Die alten Römer wussten um die gesundheitlichen Vorteile des Schwitzens und Badens. Thermen waren in jeder größeren römischen Siedlung zu finden und es ist kein Zufall, dass die Römer neue Städte gerne an Orten gründeten, in denen heiße Quellen sprudelten. Viele Elemente des altrömischen Badrituals haben sich bis heute erhalten und werden zunehmend in größeren Thermalbädern und ähnlichen Wellnesseinrichtungen verwendet. Doch wie funktioniert das römische Bad eigentlich?

Das Römische Badehaus
Einem gewissen Caius Sergius Orata wird die Erfindung des Hypocaustum zugeschrieben, einer Art antiken Zentralheizung. Dabei wird in einem großen Ofen heiße Luft und Dampf produziert und über Röhren unter dem Fußboden weitergeleitet. Orata war jedoch nicht der erste, der auf diese schlaue Idee kam: Schon tausend Jahre vor ihm, existierten ähnliche Heizsysteme u.a. in Korea und in Mohenjo-Daro im heutigen Pakistan. Je weiter die heiße Luft wandern musste, umso weniger konnte sie Räume und Wasser erhitzen. So entstand eine Abfolge unterschiedlich warmer Räume, die den römischen Badebesuch prägten.
Der Römer (oder die Römerin) schrubbte sich dabei zunächst im Frigidarium, so wie heutige Saunabesucher vor dem eigentlichen Besuch duschen. Anschließend wurde das etwa 28°C warme Tepidarium aufgesucht, in dem sich der Körper auf die bevorstehende Sauna einstellen konnte. Für die meisten Römer spielte hier der soziale Effekt die größte Rolle: Frauen tauschten den neusten Klatsch aus und schmiedeten Intrigen, während Männer unter sich vermutlich über die Herrschenden klagten oder Deals aushandelten. Wer wollte, konnte im Tepidarium auch eine Massage genießen.
Schließlich ging es weiter ins Caldarium, das mit 100% Luftfeuchtigkeit dem modernen Dampfbad entsprach. Hier wurde ordentlich geschwitzt und viele Römer rieben sich zur Körperpflege mit Olivenöl ein, das gemeinsam mit dem Schweiß mit einer Striegelbürste wieder abgeschrubbt wurde. Anschließend erfolgte die Abkühlung im Kaltwasserbecker des Frigidariums. Die meisten Römer wechselten mehrmals zwischen Caldarium, Tepidarium und Frigidarium hin und her. Einige größere Anlagen verfügten sogar über eine echte Sauna, das sogenannte Sudatorium, das bis auf 60-70°C erhitzt wurde.
Das Badehaus als sozialer Treffpunkt
Römische Badehäuser waren jedoch mehr als ein Ort zum Saunieren und Waschen. So wie viele große Thermalhäuser heute ein Fitness-Studio besitzen, umfassten größere Badehäuser Sportstätten wie das Gymnasium und die Palästra. Hier konnten Römer (und durchaus auch Römerinnen) Ringkämpfe und Schwertkämpfe trainieren oder Pila Follis spielen: Eine Art römisches Beachvolleyball. Selbst frühzeitliche Hanteln mit Gewichten aus Stein wurden von Archäologen in altrömischen Bädern gefunden. Kurzum: Ein halber (oder ganzer) Tag im römischen Badehaus unterschied sich kaum von einem normalen Wellnesstag im Thermalbad!
Römische Badekultur heute
Zahlreiche Thermalbäder haben die alte Römische Badekultur wiederaufleben lassen – nicht zufällig oft an Orten, an denen bereits die Römer badeten. So gibt es in Köln, das einst als römische Colonia Claudia Ara Agrippinensium begann, die römisch gestaltete Claudius-Therme komplett mit alten Säulen und Waldmalereien. Baden-Baden lockt die Caracalla-Therme, die nach ihrem antiken Vorbild in Rom benannt wurde und ebenfalls römisch eingerichtet wurde. Baden-Baden hieß übrigens zur Römerzeit Aquae (Wasser) und nicht eimal Aquae-Aquae.
Die Kaiser-Friedrich-Therme in Wiesbaden (einst Aquae Mattiacorum) glänzt mit einem kompletten römischen Bäderkomplex mit Frigidarium, Tepidarium, Caldarium und Sudatorium (einer Trockensauna mit bis zu 55°C). Den römischen Dreisatz gibt es auch in der Cassiopeia-Therme in Badenweiler zu genießen. Wer lieber ein authentisches altrömisches Bad sehen will, ohne dafür gleich nach Rom zu fliegen, kann ins niederrheinische Xanten fahren. Auf dem Gelände des archäologischen Parks des ehemaligen Colonia Ulpia Traiana wurde eine komplette Anlage freigelegt.
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