Badekultur weltweit: Das japanische Onsen

 

Im fernen Japan ist das Onsen ein fester Bestandteil der Alltagskultur. Wörtlich übersetzt heißt Onsen "Heiße Quelle" und bezieht sich auf die natürlichen Bäder, die überall im Land verstreut sind. Unterhalb Japans brodeln zahlreiche Vulkane (auch der berühmte Fuji ist einer), die diese Quelle anheizen. Schon vor Jahrhunderten trafen sich die Menschen zum gemeinsamen Bad in den heißen Tümpeln im Freien. Heute gibt es sowohl großzügig angelegte Thermalbäder mit mehreren Außenbecken in der Natur als auch moderne Bauten die den Thermalbädern hierzulande entsprechen. Kleinere Bäder, in denen lediglich erhitztes Leitungswasser verwendet wird, heißen Sento. Diese sind zwar ebenfalls herrlich entspannend, besitzen aber nicht die heilende mineralische Wirkung des echten vulkanischen Thermalwassers im Onsen.

 

Interessanter Nebenaspekt: Traditionell badeten Damen und Herren in Japan gemeinsam unbekleidet in den Onsen. Erst nach der Öffnung zum Westen im 19. Jahrhundert ging es plötzlich verschämter zu und heute wird getrennt gebadet. Die Eingangsbereiche sind klar markiert – meist auch mit westlicher Schrift oder M/W-Symbolen. Falls nicht, lohnt es sich unbedingt die beiden japanischen Schriftzeichen für Mann (otoko) und Frau (onna) zu kennen. Der Frauenbereich ist meist in Rot markiert, der Männerbereich in Blau.

 

Das richtige Verhalten im Onsen

 

Wie überall in Japan gelten auch im Onsen zahlreiche Verhaltensregeln, die eingehalten werden sollten, um Fettnäpfchen zu vermeiden. Anders als bei uns, wo zahlreiche Dinge in einer großen Saunatasche mitgenommen werden müssen, muss zum Besuch im Onsen eigentlich gar nichts mitnehmen. Im Eingangsbereich werden zunächst die Straßenschuhe abgegeben. Zum Spindschlüssel erhalten Besucher ein großes Handtuch, ein kleines Handtuch und einen Yukata, eine Art Pyjama aus leichter Baumwolle. In der Umkleidekabine wird die normale Kleidung gegen den Yukata getauscht. Wer nicht barfuß umhergehen mag, kann die herumstehenden Badeschuhe aus Gummi nutzen. Für den Westler ist es eher befremdlich, Schuhe leihweise zu benutzen, doch es liegt auf der Hand, dass die Gummilatschen durch die ausschließliche Verwendung im Badehaus blitzsauber sind. Das große Handtuch bleibt zum späteren Abtrocknen im Spind, das kleine Handtuch (tenugui) wird mitgenommen.

 

Ehe es ins heiße Wasser der eigentlichen Becken geht, wird in Japan gründliche Körperpflege betrieben. Dazu gibt es den Waschbereich mit einzelnen Duschen. Geduscht wird übrigens im Sitzen. Das mag anfangs befremdlich sein, macht aber eigentlich sehr viel Sinn, denn dadurch wird die Sturzgefahr auf rutschigen Böden minimiert. Zum Abtrocknen dient das tenugui, das auch gerne zum Bedecken der eigenen Blöße um den Körper gehüllt wird. Anschließend beginnt das eigentliche Badevergnügen, zu dem neben dem warmen Wasser der Thermalbecken auch die einzigartige Atmosphäre der stilvoll arrangierten japanischen Gärten beiträgt.

 

Zum Schwitzen ins heiße Bad

 

Eine Sauna im eigentlichen Sinne, d.h. eine stark aufgeheizte Blockhütte, gibt es im Onsen nicht. Dennoch wissen auch die Japaner um die positive Wirkung des Schwitzens. Zu diesem Zweck gibt es in fast jedem Onsen ein besonders heißes Becken mit Temperaturen um 45-50°C, das je nach Empfindlichkeitsgrad entweder herrlich warm oder kaum auszuhalten ist. In diesem Becken sollten Besucher nur kurz verweilen, da die hohe Temperatur den Kreislauf stark belastet.

 

Wie nach dem Saunabesuch wird auch nach dem Bad im Onsen erst einmal entspannt. Dazu gibt es Ruheräume, die mal ähnlich wie im Westen mit Liegestühlen vollgestellt sind oder ganz traditionell mit schlichten Tatamimatten ausgelegt sind. Viele größere Onsen und Sento verfügen auch über einen Gastronomiebereich, in dem japanische Spezialitäten wie grüner Tee, Sushi und Ramen angeboten werden, sowie erfrischende Kaltgetränke.

 

Ein letzter Hinweis: Tattoos sind in Japan verpönt, denn sie werden mit der organisierten Kriminalität (yakuza) in Verbindung gebracht. Tatsächlich wurde tätowierten Touristen früher gerne der Zugang zu Onsen verwehrt. Heute wird dies nicht mehr so strikt gehandhabt. Zumindest in den großen Städten mit viel Tourismus wie Tokio und Kyoto und in großen auch von ausländischen Touristen frequentierten Kurorten sind dezente Tattoos kein Problem mehr.

Bildnachweis: Autor: banky405, ID: 90293330 - depositphotos.com

 

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