
Die Banja ist die russische Variante der finnischen Sauna. Wie diese blickt sie auf eine lange Tradition zurück. Ihre Ursprünge sind jedoch prosaischer. In vielen russischen Dörfern diente die Banja als kommunales einziges Waschhaus der Einwohner. Bis heute ist es darum üblich, dass die Banja neben dem Schwitzraum einen Waschraum besitzt. Das Wort Banja wird im slawischen Raum übrigens bis heute bestimmten Kurorten vorangestellt, genau wie das Wort Bad in der deutschsprachigen Region. Sehr bekannte Kurorte sind beispielsweise Banja Koviljaca in Serbien und Banja Luka in Bosnien-Herzegowina.
Ein Besuch in der Banja
Die russische Banja kombiniert die große Hitze der finnischen Sauna (es darf gerne mal 90°C und mehr sein) mit der hohen Luftfeuchtigkeit des orientalischen Dampfbades. Am Anfang des Besuchs steht eine Dusche im Waschraum, bei der sich die Gäste gründlich mit Seife reinigen. Anschließend geht es in den eigentlichen Schwitzraum. Um die Luftfeuchtigkeit hoch zu halten, werden die heißen Steine regelmäßig mit Wasser übergossen.
Der beliebteste Aufguss in der Banja erfolgt mit Birkensud. Das ist das Wasser, in dem die Birkenzweige (weniki) eingelegt wurden. Andere typische Aufgüsse erfolgen mit Bier oder – man ist ja in Russland – mit Wodka. Letzterer soll die Haut besonders gründlich reinigen. Überraschend angenehm ist der Aufguss mit Bier, das einen herrlichen an Brot erinnernden Duft verbreitet.
Nach dem etwa 10-15-minütigen Aufenthalt in der Banja geht es zur kalten Dusche in den Waschraum zurück. In ländlichen Gebieten ist es wie in Finnland nicht ungewöhnlich, dass die Banja an einem See oder Fluss steht und die Besucher zum Abkühlen ins kalte Wasser im Freien springen. Im sibirischen Winter ist dies jedoch nur Hartgesottenen zu empfehlen.
Anschließend geht es zur Ruhepause in einen dritten Erholungsraum. Oft knistert hier ein gemütliches Kaminfeuer und stehen Erfrischungsgetränke und Snacks bereit.
Die Banja und die Birkenzweige
Fällt bei uns das Wort Banja, denken die meisten Menschen an die Birkenzweige, mit denen die Russen ihre nackte Haut schlagen. Dieser Vorgang wird übrigens als Quästen bezeichnet und klingt brutaler als er ist. In den Sommermonaten werden für die "wenik" genannte Rute frische Birkenzweige mit zarten grünen Blättern verwendet. In den Wintermonaten werden die Zweige und Blätter zunächst in Wasser aufgeweicht (siehe oben). Wichtig ist dabei, dass viele Blätter an den Zweigen hängen. Mit den eigentlichen Zweigen kommt die Haut kaum in Berührung, sodass der Vorgang auch nichts mit Auspeitschen zu tun hat. Das sanfte Klopfen auf der Haut regt die Durchblutung an und bringt den Kreislauf in Schwung. Idealerweise klopfen sich zwei Besucher gegenseitig ab.
Wissenswertes zum Banja-Besuch
In Russland wird zwar nackt sauniert, aber stets streng nach Geschlechtern getrennt. Wer eine öffentliche Banja besuchen möchte, sollte sich vorher nach den jeweiligen Besuchszeiten erkundigen.
Typischerweise wird in der Banja ein Filzhut getragen, der mittlerweile auch häufiger im Westen zu sehen ist. Filzhüte stehen im Waschraum zur Ausleihe bereit, wobei es natürlich hygienischer ist, einen eigenen Hut zu verwenden.
Wichtig zu wissen: In Russland hat die Banja eine wichtige soziale Funktion. Viele Menschen treffen sich ganz bewusst in der Banja, um sich in Ruhe zu unterhalten. Mit kompletter erholsamer Stille wie in deutschen Saunen ist also eher nicht zu rechnen.