
Keine größere öffentliche Sauna, die heute noch auf aromatisierte Saunaaufgüsse verzichtet und auch immer mehr private Saunabesitzer führen zuhause Aufgüsse durch. Doch was ist ein Aufguss
eigentlich und wie wirkt er auf den Körper? Hier gibt es alle wissenswerten Infos für Einsteiger.
Der Aufguss
In größeren Saunen und Thermalbädern gibt es meist eine oder zwei bestimmte Aufgusssaunen, in denen der Saunameister in regelmäßigen Abständen Aufgüsse durchführt. An einer großen Infotafel sind
die einzelnen Zeiten und Aufgüsse vermerkt. Der Saunameister gießt mit einer speziellen Holzkelle, die den schönen finnischen Namen Löylykelle trägt, immer wieder Wasser auf die heißen Steine des
Saunaofens. Da das Wasser blitzschnell verdampft, bildet sich ein dichter Dampfnebel, der von den Teilnehmern eingeatmet wird. Damit sich der Dampf überall gleichmäßig verteilt, hilft der
Saunameister mit einem großen Handtuch nach. Je nach verwendetem ätherischem Öl, kann der Dampf stimulierend oder beruhigend wirken oder auch Beschwerden lindern.
Für Anfänger ist das erste Aufgusserlebnis meist überwältigend: Durch den Dampf steigt die Luftfeuchtigkeit im der Sauna stark an. Dies wiederum führt dazu, dass die Hitze weit stärker empfunden
wird, als zuvor. Nehmen Sie darum beim ersten Aufguss auf der untersten Bank Platz und scheuen Sie sich nicht, die Sauna zu verlassen, wenn es Ihnen zu viel wird. Tasten Sie sich nach und nach an
das Erlebnis Aufguss heran und finden Sie heraus, welche ätherischen Öle Sie als besonders angenehm empfinden.
Aufgüsse für die Gesundheit
Klassiker sind ätherische Öle, die Sie auch von Erkältungsbonbons kennen: Eukalyptus oder Menthol helfen im Winter beim Durchatmen und reinigen die Atemwege. Eine herrlich entspannende Wirkung
üben Walddüfte wie Fichte oder Latschenkiefer aus. Sonnenmelisse wirkt bei schlechter Laune stimmungsaufhellend. Lavendel lindert Krämpfe und Verspannungen, während die zarte Rose die Haut
verwöhnt.
Nicht alle ätherischen Öle üben eine direkte Wirkung aus. Tropische Düfte wie Ylang-Ylang und Jasmin vermitteln Ihnen aber zum Beispiel einen Hauch von Urlaubsgefühl und lässt Sie von fernen
Stränden träumen. Düfte wie Apfel und Flieder erinnern an blühende Bäume und sonnige Frühlingstage, während Zypresse, Orangenblüte und Bergamotte das Mittelmeer heraufbeschwören.
Die Aufgüsse werden zudem immer kreativer. Sehr beliebt ist – wen wundert es in Deutschland – der Bieraufguss. Dabei wird stark verdünntes Bier auf die heißen Steine gegossen, dessen Aroma eher
an frisch gebackenes Brot als an Bier erinnert. In großen Thermalbädern wird den Gästen dazu auch noch ein Glas (meist alkoholfreies) Bier in die Hand gedrückt.
Ein besonderes Erlebnis: Das Wenikritual aus Russland Die Russen gehören neben den Finnen zu den leidenschaftlichsten Saunagängern der Welt. Eine Banja gibt es in jedem russischen Dorf. Anders
als in der trockenen finnischen Sauna ist die Luftfeuchtigkeit in der Banja eher hoch. Der klassische russische Aufguss wird Wenik genannt: Dabei wird mit Wasser gemischter Birkensud auf die
heißen Steine geschüttet (viele Russen schrecken auch nicht davor zurück, Wodka hineinzumischen und vor dem ersten Aufguss mit Wodka anzustoßen – don’t try this at home). Hat sich dann ein
köstlich nach Birke duftender Dampf gebildet und die Gesellschaft ist ordentlich ins Schwitzen geraden, gibt es Schläge: Der Saunameister nimmt große Birkenzweige (mit Blättern) in die Hand und
schlägt damit auf die Haut der Saunagäste ein (manchmal schlagen sich die Gäste auch gegenseitig). Durch die Schläge wird die Durchblutung angeregt und die Poren öffnen sich schnelle. Zugleich
entschlackt der Birkensud den Körper.